Roping als solches ist ein ziemlich großer Sammelbegriff. Die Anfänge des Gebrauches eines Lassos zur Rinderarbeit gehen weit zurück – Infos dazu gern auch unter “ History“ nachsehen.
Heute ist vielen der rindertreibende Cowboy oder auch der Rodeo-Cowboy beim Einfangen eines Kalbes “ Calf Roping“ oder im Team beim Einfangen eines Rindes an Hörnern und Hinterbeinen, dem sogen. „Team-Roping“ ein Begriff.
Beim Blick auf die Cowboy -Arbeit auf der Ranch, z. B. beim sogenannten “ Branding“ fällt auf, das die zu fangenden Kälber – für Brandzeichen, Impfungen, Kastrationen etc. – mit viel mehr Ruhe gearbeitet werden müssen.
Bei einer durchaus reellen Anzahl von ca. 300-400 Kälbern kommt natürlich auch auf die Pferde eine entsprechende Arbeitslast hinzu, sodass jeder Reiter/Roper mit seiner ihm zur Verfügung stehenden Anzahl von Pferden gut haushalten muss. Technik ist der Schlüssel dazu.
Ranch Roping sagt damit schon einmal aus, das die Arbeit mit Rope, Pferd und Rind ökonomischen Grundsätzen folgt und allgemein ruhig von Statten geht.
Der Zusatz “ Vaquero“ soll hier noch einmal mehr differenzieren.
Die dabei angewandten Wurftechniken orientieren sich an denen der mexikanisch/kalifornischen Rinderhirten, wozu natürlich auch die Charros gehören. Vielmehr sind gerade bei diesen noch eine Vielzahl an graziösen Würfen auch heute noch in Gebrauch und spiegeln die alte Kunstfertigkeit wieder.
Trotz aller dieser diversen schwierigen und graziösen Wurftechniken spielt jedoch die Effizienz und Ökonomie bei der Arbeit die Hauptrolle, so ist der einfache , 100 % treffsichere und schnelle Wurf oft die beste Entscheidung. Ein Branding z.B. lässt da keinen Spielraum für tolle Rope-Spielereien.
Ich werde im nachfolgenden einmal die Haupt – Swings vorstellen – aus jedem dieser unterschiedlichen Swings werden dann die verschiedensten Würfe ( auch shots genannt ) abgegeben.
Ein guter Swing ist die Foundation für den weiteren Erfolg, er hält die Schlinge ( Loop ) offen und hilft der Loop den gewünschten Wurf auszuführen. Das gilt natürlich für Kopfwürfe ( Head shots ) genauso wie auch Hinterbeine ( Heel shots ) oder Würfe auf die Hüfte ( Hip shots).
Eine Auswahl dieser angesprochenen Würfe zu jedem unterschiedlichen Swing werden zum besseren Verständnis nach und nach als Video beigefügt.
Einige Shots sind auch auf meinem Youtube Kanal vaqueroroping zu finden, ebenso hat mein Freund Lutz Müller ein paar meiner Shots eingestellt.
Der Sidearm Swing ist einer der am vielfältigsten eingesetzten Swingtechniken und bildet u.a. auch den Start bzw. Übergang zu diversen anderen gegen den Uhrzeigersinn ausgeführten Swings – je nach Arbeitssituation.. Dabei kann er von nahezu senkrecht geschwungen über ca. 45 Grad seitwärts bis flach über dem Kopf geschwungen ( Flat Overhead Swing) eingesetzt werden.
Der “ Scoop loop“ , ebenfalls ein Sidearm-Swing, unterscheidet sich zum herkömmlichen SAS in der Winkelung des Swings – hier wird die Loop oben weiter und unten näher vom Körper geschwungen.
Eine weitere Abwandlung , eine auf die linke Seite gestellte Loop ( im weiteren “ Tip over left shoulder“ oder “ Offside “ genannt ) werde ich separat erklären bzw. als Video einfügen.
Der Backhand Swing ist einer der beiden im Uhrzeigersinn gedrehten Swings und ist primär für eine Abgabe nach hinten ausgelegt ( Backhand reverse ). Jedoch ist man in der Lage, diesen Swing auch für Würfe nach vorne abzugeben (Backhand forward )
Zusätzlich ergibt sich die Möglichkeit einer Kombination – Backhand Swing , Abgabe aber als Houlihan… dazu kommen wir später nach genauerer Betrachtung des “ Houlihan“ im allgemeinen.
Der “ Houlihan/Hoolihan“ ist der zweite Swing welcher im Uhrzeigersinn ausgeführt wird. Er kann als sogenannter “ One Swing“, also aus nur einem Swing, aber auch als konstanter Swing ( durchlaufender Swing – konstant swing) ausgeführt werden.
Der Hoolihan ist u.a. der typische Wurf für das Einfangen jedes einzelnen der in den Corral getriebenen Reitpferde( Remuda ) der Ranch.
Darüber hinaus eignet er sich ebenfalls für Würfe auf weitere Distanzen und kann – bei leicht geänderter Handstellung während der Abgabe – jede Bewegungsrichtung des zu fangenden Tieres abdecken..
Ich möchte hier einmal auf das “ Dally “ eingehen. Ursprung des Begriffs ist wahrscheinlich der spanische Ausdruck “ dar la vuelta “ – eine Wendung machen.
Im Bereich -History- wurden bereits die unterschiedlichen Techniken der mexikanischen oder auch kalifornischen Vaqueros gegenüber den Cowboys der Ostküste z.B. Texas angesprochen.
Während bei diesen Cowboys das Rope-Ende bereits schon vor dem Wurf am Sattelhorn fixiert wurde ( „hard and fast tie men“ – heute noch angewandte Praxis beim Rodeo-Calf Roping ), waren die Vaqueros der Westküste immer sogenannte „Dallymen„.
Das bedeutet, also erst der Wurf – dann wird der Slack herausgenommen ( bis das Rope unter Spannung ist und nicht noch unabsichtlich z.B. ein zweites Rind/Kalb mit in die noch teils offene Loop schlüpft ), dann mit nicht zu festem Griff am durchlaufenden Rope eine – oder mehrere Wicklung/en um das Horn gegen den Uhrzeigersinn ( Rechtshand-Roper) gemacht.
Dabei lässt der Roper je nach Bedarf mehr oder weniger Rope von den übrigen „Coils“ durch das Dally zum Tier gleiten, um so eine abrupte Ausbremsung zu vermeiden. Dieses ist natürlich für das gefangene Tier sowohl auch für das Pferd von großer Bedeutung.
Ein Dally sollte normalerweise erst dann gemacht werden, wenn das Rope nahezu straff ist und das gefangene Tier sich entweder in Richtung gerade voraus oder gerade hinter dem Roper befindet. Jeder seitliche Zug am straffen Rope bringt das Pferd mehr oder weniger aus dem Gleichgewicht und hat direkten Einfluss auf die spätere willige Mitarbeit des Pferdes.
Diese Art des Dallyings ist heutzutage vorherrschend. Der z.B. texanische Cowboy war mit dem schon fixierten Rope am Horn allerlei Gefahren ausgesetzt – ein Dally hätte man am Horn schnell wieder aufziehen können.
Die Bezeichnung Vaquero Roping steht ja hier für die Anlehnung an die mexikanisch/kalifornischen Wurftechniken – diese sind aber durchaus heute auch in vielen anderen Regionen der USA , Kanada etc. zu finden.
Es gibt eine Vielzahl von Würfen und in der ganz unten befindlichenÜbersicht sind bestimmt nicht alle der möglichen Shots enthalten…
Die unten eingefügte Liste der Roping Shots ist eine freie Zusammenfassung der meist verwendeten Würfe, so wie sie auf den Meisterschaften Anwendung findet.
Umso komplizierter der Wurf, je höher sind die damit erreichten Punkte.
Alle der unterschiedlichen Ranch Roping Associations z.B. in den USA oder Kanada haben eigene Wurflisten, wo wiederum Wurf-Name sowie Punktzahl abweichen können .
Ganz gleich, welches Level an Wurftechniken der betreffende Roper auch besitzt, der ins Ziel gebrachte Wurf bildet natürlich nur die Basis für das weitere Handling des gefangenen Tieres.
Hier in Deutschland sind bei Meisterschaften Würfe auf lebende Tiere nur mit einer „ Breakaway Honda“ ( siehe Equipment ) erlaubt. Diese öffnet bei einer bestimmten Zugkraft selbsttätig.
Bei tierärztlicher Begleitung darf im Bedarfsfall auch mit einer regulären Honda gefangen werden, z.B. für Kastrationen, Ohrmarken etc. – insofern ein triftiger Grund für den Rope-Einsatz vorliegt.
Bedingt durch diese Situationen durfte ich innerhalb der letzten drei Jahrzehnte einige Erfahrungen im Handling von Rindern u. teils auch Pferden machen.
Der Einsatz von Breakaway Hondas bei Rindern lässt den Ropern normalerweise nur wenig Möglichkeit, auch einmal die Hinterbeine ( Heels ) mit einem Heel-oder Hipshot zu fangen. Somit können dementsprechend natürlich dann auch die anschließenden Schritte kaum geübt werden.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte bin ich recht viel in Deutschland und den Nachbarländern unterwegs gewesen um meine Liebe zum tierschonenden Ranch Roping weiterzugeben.
Ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich bei all meinen interessierten Schülern für Euer entgegengebrachtes Vertrauen bedanken und hoffe, das ich Euch auf Eurem Weg ein wenig mitzugeben vermochte !!
Ich stehe auch weiterhin dazu gern bereit, für einen kleinen Einblick hier einmal der Link zu Kabel 1 / Magazin , dort gab es im TV einen kleinen Bericht u.a. von meiner Arbeit :
Falls Interesse an einer Clinic besteht, bitte nutzt den angegebenen Email – Kontakt oder fragt mich gern bei WhatsApp oder per SMS für nähere Infos dazu an.
Des weiteren biete ich nun auch Clinics auf dem eigenen Reitplatz an. Dort kann auch im Kreis von 3-6 Personen gut gearbeitet werden…
Standort: In den Kaulen , 57555 Brachbach
Vorerst werden das „Ground Work Clinics“ sein , also ohne Pferd vom Boden aus auf diverse Dummies incl. eines ferngesteuerten Stierdummies .
Link zum Ansehen :
https://www.facebook.com/klaus.wetzel.92/videos/2189353664541197/
Eine feste Auswahl an Terminen findet Ihr unter Termine Die Clinics finden dort nach Anmeldung von 3 – 6 Personen statt.
Auf den im 16. Jahrhundert von den spanischen Eroberern gegründeten Missionen, etablierten die spanischen Priester mit Hilfe vieler, bereits befriedeter Indianer eine Rinderhaltung im ganz großen Stil. Um 1750 nannten manche Missionen bereits Herden mit ca. 20.000 Rindern ihr Eigen. Diese wurden jedoch weniger wegen des Fleisches gehalten, sondern waren in erster Linie Hauptlieferanten für Häute ( zur Lederherstellung ) und Talg, der in der damaligen Zeit das Grundmaterial für Kerzen war. Beides wurde bis nach Europa verschifft wo eine entsprechend große Nachfrage der spanischen Krone erhebliche Gewinne einbrachte.
Den Priestern der Missionen war es durch Anordnung der spanische Krone nicht gestattet, indianischen Helfern das Pferd ( welches als Kriegsgerät galt ) zur Verfügung zu stellen. Dieses Gebot wurde jedoch von den Priestern aufgrund der puren Notwendigkeit – und der weiten Entfernung zu Spanien – relativ schnell umgangen . So entwickelte sich für die Betreuung der riesigen Viehherden eine, zu großen Teilen aus indianischen Reitern bestehende und mit nur nötigster Ausrüstung ausgestattete Mannschaft, die Vaqueros.
Die Rinder lebten wild auf den riesigen Ländereien der Missionen und natürlich konnte man sie nicht einfach einfangen, verladen und der Schlachtung zuführen. Deshalb war es anfangs eine gängige Praxis, den zur Schlachtung bestimmten Tieren mit einer Desjarretadera ( einer langen Lanze mit sichelförmiger Klinge) beim Zusammentreiben, im vollen Lauf die Sehnen der Hinterbeine zu durchtrennen und sie so zu Fall zu bringen. Nach kurzer Zeit ( ca. 1574 ) wurde dies jedoch verboten und so musste man sich anderer Hilfsmittel bedienen, um die wilden und aggressiven Rinder zu händeln. Die Arbeit mit dem Pferd und der Reata ( geflochtenes Seil aus Rinderhaut gefertigt ) erwies sich als durchführbar und durchaus praktikabel im täglichen Umgang. Im Laufe mehrerer Jahrhunderte entwickelte sich so, vorrangig im mexikanischen und kalifornischen Raum, nicht nur eine besondere Reitkunst sondern auch die hohe Kunst im Umgang mit dem Lasso .
Die Cowboys der großen Viehtriebe, so wie wir sie aus unzähligen Filmen kennen, erschienen erst nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Während des Krieges hatten sich die Rinderherden stark vermehrt und als auf den Goldfeldern z.B. von Montana im Norden oder den dichtbesiedelten Gebieten an der Ostküste von Amerika Fleisch zur Versorgung benötigt wurde, entschlossen sich die Rancher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Rinder dort mit Gewinn zu vermarkten.
Noch heute kann man in vielen Städten des mittleren Westens die sogenannten Stockyards besuchen, in denen die Rinder damals für den Weitertransport mit der Eisenbahn gesammelt wurden. Die für die Cattle Trails angeworbenen Reiter – meist Hilfskräfte aus allen Berufen und Abenteurer aus Übersee, hatten wenig bis gar keine Erfahrung im Umgang mit großen Rinderherden und waren am Anfang noch sehr oft auf die Hilfe der mexikanischen Viehhirten (Vaqueros ) angewiesen. Diese Bezeichnung leitet sich von „Vacca / Kuh “ ab.
Strenggenommen wären natürlich Rinderhirten jeder Nation alle „Vaqueros „, jedoch nutzen wir diesen Begriff mehr als Bezeichnung für einen mexikanisch/kalifornischen Cowboy..
Umgangssprachlich verschwanden langsam viele aus dem spanischen stammenden Bezeichnungen für die unterschiedlichsten Ausrüstungsgegenstände aus dem Sprachgebrauch. Im Rahmen der Anglisierung sprachen die Cowboys anstatt von spanischen Chaparreras bald nur noch von Chaps, das la Brida wurde zum Bridle, manellos zu Hobbles usw. Auch das Wort “ Vaquero“- ausgesprochen bakero – wurde später zum „Buckaroo“ .
Deutliche Unterschiede gab es auch in der Qualität und dem Umgang mit dem Lasso. Während westlich der Rocky Mountains, die Reata ( Rohhautseil )immer noch traditionell aus Rohhaut hergestellt wurde, waren die Lassos oder Lariats ( anglisiert aus La Reata ) östlich der Rockies meist aus Hanf gedreht und von minderer Qualität. Die uralte, aus Mexico und Kalifornien stammende Tradition im Umgang mit Pferd, Rind und Lasso wurde östlich der Rocky Mountains durch eine neue, vielfach vereinfachte Methode, ersetzt.
Selbst bis in die heutige Zeit hinein bestehen immer noch viele kleine und größere Unterschiede im Handling von Vieh – und natürlich im Umgang mit dem Lasso oder Rope.
Auch wenn sich natürlich das Material der Ropes im Laufe der Zeit geändert hat und sich inzwischen deutlich von dem der alten Zeit unterscheidet ( Nylon und Poly , jedoch um ein vielfaches weicher als die bekannten Rodeo Ropes ) hat auch die Rohhaut – Reata ihre Popularität noch lange nicht verloren.
Nicht ganz so populär aber auch immer noch im Einsatz sind die, aus Agave Fasern gedrehten Maguey Lassos. Der Stolz eines jeden kalifornisch/mexikanischen Vaqueros ist auch heute noch das Kennen und Beherrschen einer Vielzahl der verschiedensten, je nach Bedarf angewendeten Würfe, die den Vaquero vom herkömmlichen Cowboy unterscheiden.